Lebenslauf 1896-1970

1896-1915

Sergius Pauser wird am 28. Dezember 1896 in Wien als Sohn des gleichnamigen Zahnarztes (1867-1941) und dessen Frau Maria Karolina, geb. Mattesič, geboren. Die Eltern seines Vaters waren Pompeo Graf Coronini von Cronberg aus Görz (Gorizia, Italien) und die Schauspielerin und Soubrette Anna Pauser aus Karlsruhe. 

Im dritten Lebensjahr stirbt seine Mutter (geboren am 17.10.1866 in Wien). Die Mutter entstammte einer Familie von Grenzeroffizieren aus dem Banat und Kroatien. Der Vater geht eine zweite Ehe mit der Fabrikantentochter Johanna Kien (1872-1929) ein. Ab 1903 lebt die Familie im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs. 

In seinen Jugendjahren um 1913 durchlebt er eine schwere psychische Krise. Er schweigt ein Jahr lang und trägt sich mit Selbstmordabsichten. Bei einer Romreise 1914, die helfen soll, seine depressive Entwicklungsphase zu beenden, entstehen erste Aquarelle. 

1915-1918

Nach der Kriegsmatura 1915 rückt Pauser als Einjährig-Freiwilliger zur Traintruppe nach Linz ein. Als Fähnrich zieht er nach Russland, macht 1917 den Rückzug durch die Karpaten mit und kommt schließlich mit einer schweren Tuberkuloseerkrankung ins Lazarett nach Südtirol. 

1919-1924
Pauser studiert an der Münchener Akademie bei J. Becker-Bundahl (Zeichenklasse), Ludwig von Herterich (Malklasse) und Karl Caspar. Der berühmte Restaurator Max Dörner vermittelt ihm sein großes Wissen über die Maltechniken der altdeutschen Meister. 

1924-1925
1924 heiratet Pauser in Waidhofen an der Ybbs Anna Maria Schrey, die Tochter eines Zimmermanns. (Scheidung im Jahre 1951). Zurückgezogen auf dem Land malt er Stillleben und Porträts, in denen der Stilwandel vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit manifestiert wird. 

1926-1927
Das Ehepaar übersiedelt nach Wien, in das Atelier im 5. Bezirk, Rechte Wienzeile 85. 1925/26 studiert Pauser drei Monate an der Akademie der bildenden Künste bei Karl Sterrer. 1927 wird Sergius Pauser Mitglied der Wiener Secession, an deren Ausstellungen er regelmäßig mit zahlreichen Werken teilnimmt. Mit seinen Porträts hat er bald großen Erfolg, nicht nur bei der Kritik, sondern auch in der österreichischen Gesellschaft. 

1928
Die erste große Anerkennung in der Öffentlichkeit erhielt Pauser durch die Verleihung des Georg Schicht-Preises für das beste Frauenporträt des Jahres 1928. 

Begründung der Jury: "Der Preis wurde der Arbeit des Malers Sergius Pauser zugesprochen, weil sein Frauenbildnis in edler Sachlichkeit, unter Verzicht auf konventionelle Pose, die Frau von heute darstellt, welche geistig und seelisch tief interessiert ist an dem Wesen und Werden unserer Zeit."

Er nimmt an der Albrecht Dürer-Festausstellung in Nürnberg teil. 

Pauser übersiedelt in das ehemalige Atelier von Albert Paris Gütersloh, Wien 2, Vorgartenstraße 140. Im Jahre 1929 veranstaltet er dort gemeinsam mit seinen Malerkollegen Josef Dobrowsky, Ernst Huber und Franz von Zülow seine erste Ausstellung in Wien. Hier wohnt Pauser in der Nähe des Praters, der nun zu einem seiner wichtigen Bildthemen wird. 

1931-1933
Für seine Werke, die er in der Ausstellung "Österreichische Bildniskunst der Gegenwart" im Künstlerhaus zeigt, erhält Sergius Pauser den Ehrenpreis der Stadt Wien. Dieser ersten offiziellen Ehrung in Österreich folgt der Ankauf eines Praterbildes durch die Galerie der Stadt Wien. 

In den 30er Jahren entwickelt er sich stilistisch von der Neuen Sachlichkeit zur sogenannten "Österreichischen Malerei der Zwischenkriegszeit". 

Schon 1932 erhält er den Österreichischen Staatspreis.

1933 übersiedelt er in die Brucknerstraße 2 im 4. Bezirk. 

 

1934-1938

Pauser ist 1934 und 1936 auf der Biennale in Venedig vertreten, er beschickt mit seinen Werken Ausstellungen in Deutschland, in der Schweiz und in den USA.


In dieser Zeit findet Pauser in einem begüterten Malschüler, im Lederfabrikanten Fritz Sinaiberger aus Polnisch-Schlesien, später Frederic Serger, einen Mäzen, der ihm viele Porträt- und Landschaftsaufträge erteilt. Dies ermöglicht Pauser Reisen nach Italien, Frankreich und in die Schweiz. 

Nach einer Personale in der Wiener Secession 1935 kaufen die Österreichische Staatsgalerie und die Stadt Wien Bilder Pausers. Im selben Jahr wird er Preisträger in der Internationalen Ausstellung des Carnegie-Institute in Pittsburgh, USA. Anlässlich der Ausstellung österreichischer Kunst in Budapest wird ihm die Große Goldene Ehrenmedaille der Stadt Budapest verliehen. Ein Landschaftgemälde Pausers wird von der Ungarischen Nationalgalerie erworben. 

1939-1941
Bei einer Wanderausstellung der Wiener Secession durch deutsche Städte erntet Pauser hervorragende Kritiken. Sein Pariser Stadtbild wird mit Kokoschkas Stadtdarstellungen verglichen. 

1939 erfährt Pauser durch die Frau des Architekten Paul Ludwig Troost von Hitlers Zornausbruch bei der Großen deutschen Kunstaustellung im "Haus der Kunst" in München, wo dieser alle modernen Gemälde als entartet bezeichnet und abhängen lässt. Pauser fürchtet, ebenfalls Malverbot zu erhalten. Der Rückzug auf altmeisterliche Maltechniken soll ihn vor dieser Gefahr bewahren. Intensiv experimentiert er mit den von Max Dörner erforschten altdeutschen Malrezepten. Das Reichsministerium für Kunst und Kultur kauft das Bildnis "Luis Trenker mit Kamera" an, das in dieser Technik akribisch genau gemalt ist und den Fotorealismus vorwegnimmt. 

1942
Pauser erhält den Baldur-von-Schirach-Preis. Eine Berufung an die Kunstakademie von Karlsruhe, vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein Zentrum der Neuen Sachlichkeit, lehnt er ab.

Durch eine "Unabkömmlichkeits-Stellung" kann er die Einberufung zum Militär abwenden. 

Von ca.1942 bis Mitte 1949 führt er eine Beziehung mit Anna Leiter, die er als "Ninon" mehrmals porträtiert. Beispielsweise: Ninon (II) 1942, Mischtechnik, Ninon (IV) 1946, Öl.

1943
Pauser wird mit der Leitung der Meisterschule für Bildnismalerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien betraut und zum außerordentlichen Professor ernannt. 

1944
Da die Einstellung Pausers zum Regime nicht verborgen bleibt, wird er im Herbst 1944 mit fünftausend sogenannten "Politisch Unzuverlässigen" von SA-Bewachern in ein Schanz-Lager in Bad Radkersburg gebracht.

Weitere politische Situationen Pausers zwischen 1938-1945 siehe Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Sergius_Pauser .

1945
Aufgrund einer Krankheit darf Pauser das Lager verlassen. Sein Erlebnis des Brandes der Wiener Staatsoper hält er in dem Gem
älde "Katastrophe" ("Niemals vergessen") fest. Dann kehrt er in sein Haus nach Waidhofen an der Ybbs zurück, wo er das Kriegsende erlebt. 


Anfang Juni erhält Pauser einen Brief des Wiener Stadtrates für Kultur und Volksbildung, Viktor Matejka (KPÖ),  der ihn bittet, nach Wien zurückzukehren: "Als einen der wenigen Nicht-Parteigenossen in dem vernazten Professorenkollegium der Akademie der bildenden Künste in Wien würde ich Sie gerne in Wien begrüßen".

Pauser wird mir der Führung der Rektoratsgeschäfte an der Wiener Akademie der bildenden Künste betraut. 

1947-1955
1947 Ernennung zum ordentlichen Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Lehrtätigkeit bis 1966. 

1955
Staatsauftrag für ein Gemälde der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Oberen Belvedere. Vor Ort entstehen zwei Pastellskizzen, anschließend eine Ölskizze (Endfassung nicht ausgeführt). 

In der Zweiten Republik bleibt er der bevorzugte Porträtist der österreichischen Gesellschaft und malt unter anderen Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Industrie und Politik wie z.B. die österreichischen Bundespräsidenten Theodor Körner und Karl Renner.....

1955 heiratet er Angela Müller, die 34 Jahre jüngere Publizistik- und Schauspielstudentin. Sie übersiedeln nach Kritzendorf, Niederösterreich, in ein von dem modernen Architekten Walter Loos, 1930-32, gebautes Haus. 

Preis der Stadt Wien. 

1957
Anlässlich Pausers 60. Geburtstag findet eine große Werkschau in der Wiener Akademie der bildenden Künste statt. Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. 

1959
1959 wird der Sohn Wolfgang Pauser geboren, heute Kulturpublizist in Wien. 

1962
Erwerb eines alten Bauernhauses bei Traunkirchen in Oberösterreich. 

1965
Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises. 

1966
Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Kulturpreis des Landes Niederösterreich. 

1970
Sergius Pauser stirbt am 16. März 1970 im 74. Lebensjahr in Klosterneuburg. Er wird im Ehrenhain am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.